TEPEPA
Tepepa
ITA/ESP 1968, DF, 108 Min., 35mm, CS
Regie: Giulio Petroni
Buch: Giulio Petroni, Franco Solinas, Ivan Della Mea
Kamera: Francisco Marin
Musik: Ennio Morricone
Mit Tomas Milian, Orson Welles, John Steiner, Josè Torres, Luciano Casamonica
Die Revolution frißt bekanntermaßen sehr häufig ihre Kinder. So muss auch der gejagte Freiheitskämpfer Tepepa nach dem erfolgreichen Umsturz des alten Systems feststellen, dass sich eigentlich nichts geändert hat. "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel", würde man im Fußball sagen. Also stellt er sich gegen den neuen Präsidenten und schart seine alten Gefolgsleute um sich, das Feuer erneut zu entfachen. Ihm zur Seite steht der Engländer Dr. Price, der sich in den Wirren der Revolution selbst verloren zu haben scheint. Doch in Oberst Cascorro hat er auch einen unbarmherzigen und skrupellosen Widersacher, der das Aufbegehren des einfachen Volkes im Keim ersticken will…
»Tepepa«, episch in Szene gesetzt von Regisseur Giulio Petroni (»Von Mann zu Mann«), gehört zu den wenigen großen Revolutionswestern des italienischen Kinos, braucht sich vor den bekannteren Klassikern wie »Töte, Amigo« von Politfilmer Damiano Damiani oder »Todesmelodie« vom großen Sergio Leone nicht verstecken. Erlesene Bilder werden von der Musik Ennio Morricones kongenial untermalt. Die Geschichte von »Tepepa« erweist sich außerdem gespickt mit Widerhaken, die sich im Gedächtnis festkrallen.
Tomas Milian (»Der Gehetzte der Sierra Madre«), Orson Welles (»Citizen Kane«) und John Steiner (»Wolfsblut«) bilden das darstellerische Dreigestirn dieses Werkes. Milian brilliert abermals als Revolutionär aus Leidenschaft, in dem gute Absichten auf fortschreitende emotionale Verrohung treffen. Welles verkörpert den heute viel bemühten "alten, weißen Mann", einen Sadisten, der den Status Quo mit Gewalt aufrecht erhalten will. Und Steiner scheint helfende Hand und Opfer zugleich, um Objektivität bemüht, aber immer mehr den Überblick verlierend.
»Tepepa« erzählt eine ergreifende Geschichte über Unterdrückung und Widerstand, über den schmalen Grat zwischen Gerechtigkeit und Willkür. Petronis Film bewerkstelligt dies mit Humor, getragen durch Milians einzigartiges Spiel, genauso wie mit Schockmomenten und überraschenden Wendungen. Großes Kino par excellence!
Thomas Hortian