Mondo Cannibale
(Il paese del sesso selvaggio)
Italien 1972 | ca. 90 Min. | deutsche Fassung | 35mm [2.35:1]
Regie: Umberto Lenzi
Musik: Daniele Patucchi
Kamera: Riccardo Pallottini
Drehbuch: Francesco Barilli, Massimo D'Avak
Darsteller: Ivan Rassimov, Me Me Lai, Prasitsak Singhara, Sulallewan Suxantat, Ong Ard
Nach dem üblichen Touri-Ausflug durch Bangkok mit Thai-Boxen, Tanz und Messerstecherei, reist Fotojournalist John Bradley (Ivan Rassimov) ins thailändisch-burmesische Grenzgebiet. Dort schippert er mit seinem Führer Chuan flussaufwärts, um die unberührte Tier– und Pflanzenwelt zu dokumentieren. Doch daran stört sich ein von der Außenwelt abgeschnitten lebender Stamm, und so findet John eines Morgens zuerst den armen Chuan tot im Fluss und sich selbst dann in Gefangenschaft. Er wird als Arbeitskraft eingesetzt und erregt die Aufmerksamkeit von Häuptlingstochter Maraya (Me Me Lay). Als er sich im Zweikampf gegen deren angehenden Ehemann durchsetzt, gewinnt er den Respekt der Eingeborenen und fügt sich nach einem archaischen Aufnahmeritual in deren Gemeinschaft ein und heiratet Maraya. Doch ein feindlicher Kannibalenstamm bedroht die Idylle…
Umberto Lenzis Abenteuerfilm Mondo Cannibale gilt als Begründer des gerade zum Ende der 70er-Jahre populären Kannibalenfilms. Die Geschichte entpuppt sich dabei als quasi italienische Dschungel-Version vom Spätwestern Ein Mann, den sie Pferd nannten von 1970, in dem Richard Harris als englischer Aristokrat in die Gefangenschaft von Sioux-Indianern gerät. Neben der Darstellung von Ritualen bei der Aufnahme des Fremden in den Eingeborenenstamm, setzt die italienische Variante auf einen krassen Naturalismus, der sich in verschiedenen Tiertötungen und den das Subgenre definierenden kannibalistischen Fressszenen widerspiegelt. Während ersteres u.a. in einem Kampf eines Mungos mit einer Schlange, der Enthauptung eines Affen oder der Schlachtung eines Krokodils durchaus prominent im Film Platz findet, beschränken sich die kannibalistischen Anwandlungen auf nur eine kurze Szene gegen Ende des Films.
Die Nähe zum Mondofilm, diese sensationsheischende Exotik mit der Ausschlachtung von alltäglicher Gewalt und auch Sexualität außerhalb des westlichen Kulturkreises, die den Kannibalenfilm folgend auszeichnen sollte, ist auch hier schon deutlich erkennbar. Die deutsche Titelschmiede nutzte dies für eine gewinnbringende Namensgebung, doch auch schon der italienische Originaltitel Il paese del sesso selvaggio (zu deutsch: Das Land des wilden Sex) tendiert in diese Richtung.
Also willkommen in der Welt von halbnackten Eingeborenen und grausamen Kannibalen, in der noch das unbarmherzige Recht des Stärkeren gilt und ein einfaches Leben, ob nun Mensch oder Tier nicht viel wert scheint!