Jet Generation

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Freitag, 28. März 2025 21:15
                                           Einzelticket: 6 Euro                           

Jet Generation

BRD 1968, 98 Min., deutsche Fassung, 35mm, Regie: Eckhart Schmidt, Darsteller: Dginn Moeller, Roger Fritz, Jürgen Draeger

„Dginn Moeller spielt Caroll Buchheim, eine Amerikanerin auf der Suche nach ihrem Bruder, der in München verschollen ist. Was sie machen würde, wenn sie ihn findet, wissen wir nicht. Tatsächlich bricht sie die Suche just in dem Moment ab, in dem das Ziel in Reichweite gerät: Der arrogante, elastische Modefotograf Raoul (Roger Fritz) hat offensichtlich etwas mit dem Verschwinden von Carolls Bruders zu tun. Doch wenn sie ihm das erste Mal gegenübersteht, kann sie ihn nur wie gelähmt anblicken. Der ohnehin fragile Neo-Noir-Plot kollabiert komplett, im Folgenden schmiegt sich der Film ganz der mäandernden Amour fou von Caroll und Raul an. Ihrer bedingungslosen, aber bis zuletzt sonderbar unkörperlichen, vergeistigten Hingabe, seinen wütenden Ausweichmanövern durch die Betten diverser Models. Nebenbei entspinnt sich um Raouls süß verbiesterten Assistenten Chris (ganz toll: Jürgen Draeger) ein verkapptes schwules Melodram. Das ergibt in der Summe einen großartig sicken Film. Der Soundtrack von David Llewellyn – in seinem psychedelischen Flirren genauso wunderbar exaltiert wie die Aufmachung der Models, die um Raoul herumschwirren – hatte dem von Anfang an zugearbeitet.“ (Lukas Foerster, www.critic.de)

"Der technisch passable Erstling führt das jungdeutsche Kino auf bislang unerklommene Gipfel von Chic und Extravaganz", meinte DER SPIEGEL in einer zeitgenössischen Rezension, konnte mit dem Werk aber dennoch wenig anfangen. Der von Roger Fritz auch produzierte Film ist für ein Debüt erstaunlich souverän inszeniert, steckt aber dennoch voll flirrender Fantasie ... und wartet mit einem wahrlich verstörenden Ende auf.

In memoriam Eckhart Schmidt (1938 - 2024)

Im Oktober vergangenen Jahres verstarb mit Eckhart Schmidt ein einflussreicher und höchst eigenwilliger deutscher Regisseur, der das KommKino auch mehrfach persönlich besuchte.

Schmidt arbeitete zunächst als Filmkritiker für die „Süddeutsche Zeitung“ und den Bayerischen Rundfunk. Seit Mitte 60er Jahre war er dann als Regisseur, zunächst von Kurzfilmen, Mitglied der Neuen Münchner Gruppe. Sie distanzierte sich vom oft schwerblütigen und belehrenden „Neuen deutschen Kino“, hatte keine Berührungsängste mit Unterhaltung und Genre-Elementen, ohne in seichte Kommerzgefilde abzurutschen. Schmidt arbeitete am Drehbuch von Roger Fritz‘ Klassiker „Mädchen, Mädchen“ mit und erregte schließlich mit seinem Langfilmdebüt „Jet Generation“ einiges Aufsehen. Nach der Komödie „Atlantis – Ein Sommermärchen“ von 1970 konzentrierte er sich wieder auf die Filmkritik, begann eine der erfolgreichsten Shows der deutschen TV-Geschichte („Auf los geht’s los“) zu produzieren und gab das Punkmagazin „S!A!U!“ heraus. 1982 gelang Schmidt mit dem Skandalfilm „Der Fan“ mit Desiree Nosbusch ein aufsehenerregendes Comeback.

Bis zu seinem Tod im Oktober vergangenen Jahres schuf er unermüdlich ein schier uferloses künstlerisches Werk, das so manche Perle beinhaltet: weitere, nicht selten provokante Kinofilme, etwa „Das Gold der Liebe“, „Loft“ oder „Der Sandmann“, zahlreiche sehenswerte Dokus, oft zu filmbezogenen Themen, Bücher von Romanen bis zu Fotobänden, Bildcollagen und viele mit kleinem Budget entstandene sehr persönliche Filme.
Anlässlich seines Todes sind nun erstmals die ersten Langfilme von Eckhart Schmidt im KommKino zu sehen.

„Schon ein einziger Schmidt (…) kann den Blick auf die Welt und das Kino komplett ändern.“ (Lukas Foerster, www.critic.de)

 

 
 

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