Um sie war der Hauch des Todes

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Samstag, 20. Mai 2023 21:00
                                           Einzelticket: 6,-                                                                  Dauerticket: 40,-                           

Als John Warner von der anstehenden Geburt
seines Sohnes erfährt, desertiert er aus der
Konföderation, um seiner geliebten Rosa beizustehen.
Doch auf der Hazienda von Don Pedro Sandoval
angekommen, erfährt John, dass Rosa bei der Geburt
gestorben ist. Don Pedro, der John durch und durch verachtet,
verweist den Vater seines Enkels mitsamt dem
Neugeborenen von seinem Anwesen. Da die Ortschaft
von der Cholera befallen ist, will niemand dem Verstoßenen
sowie seinem Sohn helfen, sodass das Kind stirbt.
Nun will John Rache an denen nehmen, die ihm die Hilfe
verweigerten. Doch aus einem evidenten Vergeltungsgedanken
wächst schon bald uferloser Hass…

Das 1969 vor dem Hintergrund des Sezessionskriegs
sowie einer Cholera-Epidemie inszenierte Westernvehikel
„Um sie war der Hauch des Todes“ lässt sich im
Groben als eine Mixtur aus „Black Jack“ (I, 1968) und
„The wild Bunch“ (USA, 1969) ausbuchstabieren, da der
Film einen gebrochenen Menschen zentralisiert, welcher
der Gesellschaft den Krieg erklärt und en passant
zum Anführer der Verlorenen, dem abjekten Strandgut
jener Gesellschaft, avanciert.

Besagte Cholera-Epidemie brach (im realen Wilden
Westen) 1849 unter den Plains-Indianern aus und ließ
eine Pocken-Epidemie folgen, was unzähligen Sioux,
Arapahoe und Cheyenne das Leben kostete. Einige
Historiker sind der Ansicht, dass jene Epidemien in der
bakteriologischen Kriegsführung seitens der Armee
wurzeln. Dieses perverse Thema fand allerdings keinen
großen Anklang bei den amerikanischen Westernregisseuren
und nach drei zwischen 1912 und 1914 inszenierten
Stummfilmen folgten lediglich „Sie ritten nach
Westen“ (1954) und „Die siebente Nacht“ (1954). Der
bekannteste Vertreter dieser abartigen Filmthematik
ist freilich das 1975 von Charles B. Pierce inszenierte
Indianerdrama „Winterhawk“.

Ungeachtet dieses perniziösen Backgrounds nutzt
Julio Buchs die Codes des Italo-Westerns mit seinen
Stereotypen und staubigen Kulissen, um hinter der
Fassade des Genres den Mechanismus einer stringent
materialistisch orientierten Gesellschaft, der jegliche
Humanität abhanden geht und ihre als Außenseiter
suggerierten Akteure in eine innere Verlorenheit treibt,
welcher sie (die Außenseiter) nur noch mit Brutalität
begegnen können, zu entlarven. Sie, die Verlorenen, die
Produkte umrissener Gesellschaft, sind endgültig an
ihre Grenzen gestoßen. Waren sie bisher nur darauf
bedacht, den Tod zu geben, um das für sie Parasitäre
auszulöschen, so hatten sie ihn (den Tod) nun als Erlösung
begriffen und waren bereit diese(n) anstandslos
zu empfangen.

„Um sie war der Hauch des Todes“ spielt zweifelsfrei in
der Königsklasse des Italo-Westerns. Ein brutaler, düsterer
sowie intelligenter Western, der die Ingredienzien
einer Tragödie (der innere Konflikt des John Warner)
und die eines Melodrams (der äußere Konflikt zwischen
John Warner und Don Pedro respektive der Konflikt
zwischen John Warner und der Gesellschaft) einbringt
und schlussendlich in einer Katharsis mündet, welche
den Mikrokosmos zwar von seinen Antagonisten befreit,
diesen selbst allerdings nicht läutert, sodass über
kurz oder lang eine Reanimation des Abjekten erfolgen
und alles von vorn beginnen wird. (Frank Faltin)

 
 

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