Sie verkaufen den Tod

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Kategorie
Filme
Datum
Sonntag, 21. Mai 2023 17:00

Mitten im amerikanischen Bürgerkrieg hat
der Nordstaaten-Colonel Pembroke kapituliert
und sein Fort - Ach was, Fort: Das
Ding ist eine gottverdammte, uneinnehmbare Festung!
- kampflos an die Armee der Südstaaten übergeben.
Und jetzt will Pembroke dort wieder rein, und
die 500.000 Dollar in Gold rausholen, die mitten im
Fort lagern. Helfen sollen ihm dabei sechs zum Tode
verurteilte Halsabschneider und ein desillusionierter
Sergeant der Armee. Was nichts anderes bedeutet,
als dass Pembroke sieben geladene Pistolen in seinem
Rücken hat, und einen Haufen Maschinengewehre vor
sich. OK, für 500.000 Dollar kann mal schon mal was
riskieren. Oder könnte es nicht vielleicht doch sein,
dass etwas ganz anderes hinter dem Plan steckt…?

Töte alle und kehr allein zurück. So in etwa könnte man
den Inhalt von SIE VERKAUFEN DEN TOD beschreiben.
Aber wo der Castellari-Kracher von 1968 in erster Linie
auf Action setzte (und der inhaltliche Vorgänger
DAS DRECKIGE DUTZEND, nochmals ein Jahr früher,
viel mit Kriegsabenteuer und Heldentum zu tun hatte),
läuft die Version von Tonino Valerii in eine ganz
andere Richtung. Im Jahre 1972 war die Welt drogenund
konfliktgeschwängert, war auch außerhalb der
Kriegsschauplätze längst von Gewalt durchsetzt, und
SIE VERKAUFEN DEN TOD ist nichts anderes als ein
apokalyptischer Ritt durch diese Welt. Ein zynischer
und existenzialistischer Rachefeldzug durch ein zerstörtes
Land, ausgeführt von zerstörten (und zerstörenden)
Männern. Gibt es in diesem Film überhaupt
einen einzigen Baum? Eine Blume? Irgendetwas, was
nicht destruktiv ist? Selbst die gottesfürchtigen Farmer
entpuppen sich als grausame Mörder, als direkte
Vorläufer der Schlachterfamilie aus BLUTGERICHT IN
TEXAS. Jeder ist sich selbst der Nächste, das Gegenüber
ist gerade gut genug zum Sterben, und sogar der
positiv konnotierte Bud Spencer lässt seinen neuen
Kumpel Ugo Fangareggi, für den er beim Lebensmittelklau
Schmiere stehen und bei Gefahr pfeifen soll,
mit einem Schulterzucken im Stich: “Mit Pfeifen hab
ich es nicht so…“

SIE VERKAUFEN DEN TOD ist eine starke und böse Replik
gegen die prügellastigen Westernkomödien, die
zu dieser Zeit die Leinwände beherrschten, genauso
wie gegen die Billigheimer von Demofilo Fidani und
Konsorten. SIE VERKAUFEN DEN TOD hat ein sichtlich
ordentliches Budget, wunderbare Kameraarbeit,
und punktet mit starken Schauspielern und einem
epischen, manchmal wahrscheinlich ein wenig zu
epischem, Atem. Der Krieg wird als genau das gezeigt
was er ist: Als Mittel zum Sterben. In dem Film kommt
keine einzige der damals so angesagten lustigen Prügeleien
vor, und ohne die ganz wenigen etwas humorigeren
Szenen von Bud Spencer wäre der Nihilismus
kaum auszuhalten. Selbst eine mögliche humanistische
Aussage fehlt vollkommen: Die Schlussszene
zeigt dann nur noch ein leichenübersätes Schlachtfeld…
(Maulwurf)

 
 

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  • Sonntag, 21. Mai 2023 17:00